Das Kind ist da
Endlich ist die Zeit des Wartens vorbei und die Eltern dürfen ihr kleines Wunder in den Armen halten. Die Geburt ist geschafft und die Hormone fahren Achterbahn. Ein vollkommen normaler Prozess im Körper der Frau. Auch nach der Geburt nehmen die Ängste und Sorgen der frischgebackenen Mama nicht sofort ab. Noch vor wenigen Tagen hatte die Frau Angst vor der Geburt. Nun steht sie vor neuen Herausforderungen, aber auch diese werden bewältigt. Schaffe ich es mein Kind zu stillen? Wie geht das und wird mein Kind satt? Habe ich genug Milch, um mein Kind zu ernähren? Kann ich eine gute Bindung zu meinem Baby aufbauen und werde ich eine gute Mutter sein? Darüber sprechen die wenigsten Frauen, obwohl jede Mama dieselben Gedanken hat und sich mit denselben Ängsten auseinandersetzen muss. Daher sind auch dies wichtige Themen, die unbedingt aufgegriffen werden sollten.
Stillen – die wertvolle Nahrung für das Baby
Jede Mutter weiß, dass Stillen die beste Möglichkeit ist, um dem Baby alle wichtigen Nährstoffe zu geben. Nicht jede Mutter möchte oder kann stillen. Die Gründe hierfür sind verschieden und keine Mutter muss sich dafür rechtfertigen. Entscheidet sich eine Mutter dafür, ihr Kind mit dem Fläschchen zu füttern, ist dies in der heutigen Zeit kein Grund an sich selbst zu zweifeln. Dennoch ist das Stillen ein wichtiges Thema, über das sich viele frischgebackene Mütter Gedanken machen. Viele Fragen kommen auf und Mütter sind unsicher. Sie wollen sich gut aufgehoben und gut beraten fühlen. Daher werden hier die wichtigsten Fragen geklärt.
Wann sollte mit dem Stillen begonnen werden?
Bereits wenige Minuten nach der Geburt kann die Mutter mit dem Stillen beginnen. Der Körper und vor allem die Brust der Frau bereiten sich bereits schon während der Schwangerschaft auf das Stillen vor. Direkt nach der Geburt ist bereits genügend Milch vorhanden, um das Baby zu ernähren. Diese Milch nennt sich Vormilch oder auch Kolostrum. Die Milch ist dickflüssig und kann gelblich oder orange gefärbt sein. Der Magen des Babys ist in etwa so groß wie eine Kirsche und es hat nur wenig Nahrung darin Platz. Die Vormilch ist sehr sättigend und auch wenn es danach aussieht, als wäre zu wenig Milch vorhanden, ist sicher genug Milch da, um das Baby satt zu bekommen. In den ersten Tagen nach der Geburt ist daher das Zufüttern mit dem Fläschchen oder auch das Abpumpen selten erforderlich.
Kommt das Baby auf die Welt, ist es bereits mit dem sogenannten Brustsuchreflex ausgestattet. Es kann sich auf dem Bauch der Mutter zur Brustwarze bewegen und findet diese auf Anhieb. Dem Stillen steht daher nichts mehr im Wege. Für eine gute Stillbeziehung ist es sehr wichtig, dass bereits kurz nach der Geburt mit dem Stillen begonnen wird. Die Hebamme des Vertrauens wird dabei Hilfe leisten und die Mutter in ihrem Vorhaben bestärken.
Stillhilfe durch Hebammen und Krankenschwestern
Im Krankenhaus ist es sehr wichtig, dass sich die Frau gut betreut fühlt. Hebammen kennen sich mit dem Stillen aus und werden der frischgebackenen Mama mit Rat und Tat zur Seite stehen. Auch die Krankenschwestern der Geburtenstation verfügen über ein hohes Wissen zum Thema Stillen. Diese sind rund um die Uhr auf Station und können Müttern helfen, die Stillbeziehung zu fördern.
Zur Hilfestellung zählen:
- Stillpositionen ausprobieren
- Stillhilfen anbieten (Stillkissen, Stillhütchen, Brusternährungsset)
- Zuspruch leisten
- dem Baby helfen die Brustwarze richtig in den Mund zu nehmen
- Pflege der Brustwarzen
- Milcheinschuss fördern
Möchte eine Mutter eine gute Stillbeziehung aufbauen, ist es sehr wichtig, diese Hilfen anzunehmen. Vor allem Mütter, die ihr erstes Kind bekommen haben, sind oft unsicher. Falsches Anlegen kann zu Milchstau und schmerzenden Brüsten führen. Auch hier kann das Fachpersonal Abhilfe schaffen. Die ersten Tage nach der Geburt sind entscheidend, für die weitere Stillbeziehung zwischen Mutter und Kind. Auch der Vater spielt eine wichtige Rolle, denn er kann die Mutter bestmöglich unterstützen. Auch, wenn es nur vermeintliche Kleinigkeiten sind, die Vater leistet, ist es für die Mutter sehr wichtig zu wissen, dass sie die volle Unterstützung bekommt.
Der Vater kann die Mutter folgendermaßen unterstützen:
- für eine bequeme Position sorgen
- Getränke reichen
- Gespräche führen
- Umarmungen (für die Psyche der Frau sehr wichtig)
Wie oft wird gestillt?
Vor allem am Anfang ist es wichtig, dass nach Bedarf gestillt wird. Was heißt das genau? Es wird so oft gestillt, wie das Baby möchte. Erst etwa 3 bis 6 Tage nach der Geburt kommt es zum Milcheinschuss. Zu diesem Zeitpunkt ist auch der Magen des Babys größer geworden und es kann mehr Milch aufgenommen werden. Ein Baby zeigt klare Hungerzeichen. Diese sollten erkannt und wahrgenommen werden. Jetzt ist es an der Zeit zu stillen. Am Anfang kann das sehr oft am Tag der Fall sein und das Baby kann auch sehr lange saugen.
Signale des Babys
Frühe Signale | Ein guter Zeitpunkt zum Stillen | Späte Signale |
---|---|---|
Baby bewegt sich nicht | Baby streckt sich | Baby weint |
Baby öffnet den Mund | Baby bewegt sich vermehrt | Baby bewegt sich stark |
Baby dreht den Kopf und sucht die Brust | Baby führt die Hand zum Mund | Kopf wird rot |
Kann man bereits starke Signale beim Baby erkennen, ist es ratsam, das Baby erst zu beruhigen und dann zu stillen. Sanftes Wiegen und ruhiges Reden kann das Baby wieder zur Ruhe bringen. Wichtig ist, dass die Mutter das Kind aufhebt und an sich kuschelt. Durch die Nähe und Wärme fühlt sich das kleine Wesen geborgen und wird ruhiger.
Vorteile und Nachteile des Stillens
Stillen ist die beste Möglichkeit, um ein Baby von Geburt weg zu ernähren, so zumindest lautet die Aussage der Experten. Stillen bringt klare Vorteile, aber auch Nachteile mit sich.
Vorteile für das Baby
- schützt vor Krankheiten
- geringeres Risiko des plötzlichen Kindstodes
- hohe Verfügbarkeit der Nährstoffe
- wird gut vertragen, weniger Bauchweh
- geringeres Risiko von späterem Übergewicht
- Unterkiefer entwickelt sich besser
- Muttermilch hat immer die richtige Temperatur
Nachteile für das Baby
- Keine
Vorteile für die Mutter
- Babynahrung ist immer mit
- Gebärmutter bildet sich schneller zurück
- geringeres Risiko von Eierstock- und Brustkrebs
- Stillen macht glücklich, da stimmungsaufhellende Hormone ausgeschüttet werden
- Stillen spart Geld
- ein geringerer Zeitaufwand, da kein Fläschchen zubereitet werden muss
Nachteile für die Mutter
- Mutter muss ständig verfügbar sein
- kein Nikotin, kein Alkohol und wenig Koffein
- es muss auf die Ernährung geachtet werden (keine blähenden Speisen essen)
- Milcheinschuss kann unangenehm bis schmerzhaft sein
- wunde Brustwarzen können auftreten
- es kann zu einem Milchstau kommen
- fehlende Akzeptanz im sozialen Umfeld
Auch wenn das Stillen einige Nachteile für die Mutter mit sich bringt, sollte jede Frau selbst entscheiden, ob sie stillen möchte oder nicht.
Abpumpen und Milchfluss fördern
Die Natur ist sehr clever, denn die meisten Frauen haben automatisch genug Milch, um ihr Baby optimal ernähren zu können. Dennoch stellen sich viele Mütter die Frage, ob den genügend Milch vorhanden sei. Für viele Frauen fühlt es sich nur so an, dass zu wenig Muttermilch gebildet wird. Daher sollte man auf folgende Faktoren achten, um festzustellen, ob genügend Muttermilch zur Verfügung steht:
- das Baby sollte täglich 20 Gramm bzw. wöchentlich 140 Gramm zunehmen
- 5-6 nasse Windeln pro Tag. Die Urinmenge nimmt in den ersten Lebenswochen zu
- Stuhl des Babys verändert sich. Anfangs ist dieser schwarz. Ein typischer Milchstuhl ist breiig und gelb
- das Baby ist munter, wach und die Haut ist rosig
- Sättigungszeichen, wie Zufriedenheit und Ruhe nach dem Stillen
Hätte die Mutter zu wenig Muttermilch, würde das Baby nicht satt werden. Es wäre daher unausgeglichen, würde viel weinen und lässt sich nur schwer beruhigen. Jede Mama kann selbst am besten entscheiden, ob sich ihr Baby auffällig verhält. Sollte die Mutter Zweifel haben, ist die Rücksprache mit einer Hebamme von Vorteil.
Dennoch kann der Milchfluss schon von Geburt an gefördert werden. Folgende Maßnahmen können ergriffen werden:
- direkt nach der Geburt stillen
- Stillhilfe durch Hebamme und Krankenschwester annehmen
- regelmäßig und nach Bedarf stillen
- immer beide Brustseiten anbieten
- das Baby sollte möglichst lange trinken
- Saugverwirrung sollten vermieden werden (kein Schnuller, kein Fläschchen)
- wenn nötig kann mit einem Brusternährungsset zugefüttert werden
- viel Kuscheln, denn der Hautkontakt aktiviert Hormone, die für die Milchbildung zuständig sind.
Medela Milchpumpe
Sollte das Abpumpen, aus welchen Gründen auch immer, notwendig sein, stehen der Mutter zwei Möglichkeiten zur Verfügung. Die Handpumpe und die elektrische Milchpumpe. Beide Milchpumpen bringen Vorteile, aber auch Nachteile.
Die Handpumpe
Die Handpumpe kann in vielen Fachgeschäften günstig erworben werden. Diese ist klein und handlich. Der Aufwand des Abpumpens ist jedoch relativ hoch. Die Mutter muss sehr lange abpumpen und die Pumpe händisch bedienen. Dies führt oft zu Schmerzen in den Händen. Die meisten Handpumpen können nur einseitig verwendet werden, weshalb die frischgebackene Mutter viel Zeit aufbringen muss, um beide Brustseiten abzupumpen.
Die elektrische Milchpumpe
Die elektrische Pumpe ist meist größer, als die Handpumpe. Auch vom Preis her unterscheidet diese sich erheblich von der händischen Pumpe. Dennoch bringt die Elektropumpe klare Vorteile. Es können beide Brustseiten gleichzeitig abgepumpt werden. Der Sog ist höher und kann eingestellt werden. Dadurch werden die Brüste besser und schneller entleert. Der Kraftaufwand ist deutlich geringer, weshalb die Mama sich besser entspannen kann (fördert den Milchfluss). Da eine elektrische Pumpe meist sehr teuer ist, haben Mütter die Möglichkeit sich eine Medela Milchpumpe auszuleihen. Gegen einen Geldeinsatz bieten einige Apotheken das Ausleihen an. Auch im Wohlzimmer kann die Medela Milchpumpe ausgeborgt werden. Genauere Infos darüber kann man beim Stilltreff einholen. Die Termine sind hier zu finden: https://wohlzimmer.com/images/VEK.pdf
Die Bindung zwischen Mutter und Kind aufbauen und stärken
Es ist nicht immer selbstverständlich, dass sich die Bindung zum eigenen Kind automatisch aufbaut. Die meisten Mütter bauen schon während der Schwangerschaft eine Bindung zum Kind auf. Da dies nicht immer der Fall ist, ist es wichtig, die Bindung direkt nach der Geburt aufzubauen und zu stärken. Babys kommen mit einer wichtigen Eigenschaft auf die Welt. Sie bauen eine innige und anhaltende Beziehung zu den Menschen auf, die das Bedürfnis nach Nähe und Geborgenheit abdecken. Meist sind diese Personen die Eltern. Jedoch kann es von Seiten der Mutter oder des Vaters schwerfallen, eine Bindung einzugehen. Daher sollte auch der Vater direkt nach der Geburt die Möglichkeit bekommen, sich auf die Situation einzustellen und dem Baby nahe zu kommen.
Bonding – was ist das?
Bonding ist der erste und wichtigste Kontakt zwischen einem Baby und seinen Eltern. Direkt nach der Geburt wird das Baby auf den Bauch der Mutter gelegt. Es spielt keine Rolle, ob es sich um eine spontane Geburt oder um einen Kaiserschnitt handelt. Heutzutage legen so gut wie alle Hebammen Wert darauf, an diesem Ritual festzuhalten. Nach der Geburt sollen die Mutter und das Baby ausgiebig kuscheln. Dies führt zu einem raschen Anstieg der Hormone im mütterlichen Blut. Die Nachgeburt kann schneller abgestoßen werden und die Rückbildung im Körper der Frau setzt ein. Auch der Vater sollte anwesend sein und die Zeit mit dem Baby genießen. Viele Hebammen geben den Eltern Zeit zu dritt, sodass sie ausgiebig kuscheln können.
Sollte die Mutter, aus welchen Gründen auch immer, nicht in der Lage sein, das Bonding durchzuführen, kann auch der Vater davon profitieren. Hatte die Mutter beispielsweise eine Vollnarkose, wird das Baby auf Papas Bauch gelegt und darf mit ihm kuscheln. Hierbei ist es wichtig, dass der Vater mit dem kleinen Wesen spricht, denn das Baby kennt den Geruch des Vaters nicht, seine Stimme jedoch schon. Sobald die Mutter in der Lage ist, wird ihr das Baby auf den Bauch gelegt und auch sie kann die Bindung zu ihrem Baby aufbauen.
Bonding direkt nach der Geburt ist die wichtigste Grundvoraussetzung, um eine gute Beziehung zum eigenen Kind aufzubauen. Es sollte darauf geachtet werden, dass das Baby und die Bezugsperson nackt sind, sodass der Hautkontakt hergestellt werden kann. Babys, die nach der Geburt lange kuscheln dürfen, kommen leichter in der neuen Welt an und leiden seltener unter Anpassungsstörungen.
Entwicklung der Bindungsbeziehung
Eine gute Bindung kann sich nur dann aufbauen, wenn auf die Signale des Kindes geachtet wird. Ein Baby ist von Natur aus mit Eigenschaften ausgestattet, die es dem Baby ermöglichen, eine gute Bindung aufzubauen. Es weint und schreit, wenn es nach Nähe sucht. Umso besser und schneller diese Bedürfnisse befriedigt werden, umso stärker wird das Vertrauen in die Bezugsperson und die Bindung zu dieser. Doch die Bindungsbeziehung muss sich in den ersten Lebensjahren erst entwickeln. Das erste Lebensjahr ist entscheidend, wie gut sich die Bindungsbeziehung entwickelt.
In den ersten Lebensmonaten weiß das Baby noch nicht, was Mama und Papa bedeutet. Es lernt diese Personen lediglich als Menschen kennen, die sich um die Bedürfnisse kümmern und auf die Signale des Babys reagieren. Das Baby erfährt Sicherheit und Geborgenheit durch einen engen Körperkontakt. Schließlich war das Baby 9 Monate eng an die Mutter gekuschelt, in sicherer Wärme im Bauch. Das Getrenntsein vom warmen Körper der Mutter muss das Baby erst lernen. Hierbei ist es wichtig, dass das Baby sich langsam an die neue Situation gewöhnen darf und viel Körperkontakt bekommt.
Nach etwa 3 Monaten hat das Baby gelernt, wer die Bezugspersonen sind. Es wendet sich gezielt an die Personen, die in den ersten Wochen da waren und auf die Bedürfnisse eingegangen sind. Das Baby kann deutlich unterscheiden, ob es sich um die bekannte Bezugsperson handelt, oder ob jemand „fremdes“ seine Bedürfnisse stillt. Das Baby lernt jetzt, dass Nähe nicht nur Körperkontakt ist. Ein zartes Lächeln, Ansprache und Spielen gehören ebenso zu Nähe, wie auch das Kuscheln.
In Alter von etwa 8 Monaten hat das Baby die ersten emotionalen Fähigkeiten erlernt. Es spürt die Trennung von den Eltern jetzt stärker und eine anhängliche Phase beginnt. Das Baby versucht sich selbstständig zu bewegen, bleibt aber immer in der Nähe der Bezugsperson. Das kleine Wesen muss sicher sein, dass die Mutter stets zur Stelle ist, wenn es Nähe braucht. Dies fordert das Baby durch Weinen immer wieder ein. Ein Lernprozess beginnt, denn das Kind lernt, dass Mama und Papa immer wieder zurückkommen, wenn es nach ihnen „ruft“. Erst wenn das Baby diesen Schritt gelernt hat, kann die Mutter den Raum verlassen, ohne ein weinendes Baby zurückzulassen.
Das Kind wird älter und es hat gelernt, dass eine vertraute Basis geschaffen wurde. Es kann die Welt entdecken und weiß, dass die Bezugsperson dennoch greifbar ist, wenn sie gebraucht wird. Dieses Urvertrauen sollte stets aufrecht gehalten werden. Es ist die wichtigste Voraussetzung, dass das Kind später soziale Beziehungen aufbauen kann.
Wie die Bindung gefördert werden kann
Die Bindung sollte vom ersten Tag der Geburt an gefördert werden. Diese Förderung sollte auch die ersten 4 Lebensjahre anhalten, denn diese Jahre nennt man auch Prägejahre. Was das Kind in diesen 4 Jahren lernt, wird es später an andere Menschen weitergeben. Hat es gelernt, eine gute Bindung einzugehen, wird das Kind auch Freunde finden und anderen Menschen vertrauen. Hat ein Kind nicht gelernt, wie man Bindungen aufbaut, kommt es häufig zu Problemen im sozialen Leben. Die Bindung kann von Geburt an gestärkt und gefördert werden.
Die Mutter sollte dem Baby gegenüber aufmerksam sein und auf die Bedürfnisse eingehen. Dazu zählt nicht nur das Baby zu füttern, sondern auch das Bedürfnis nach Nähe zu befriedigen. Ein Baby sollte nicht schreiend zurückgelassen werden. Es darf und soll immer getröstet werden, denn ein Baby kann nicht verwöhnt werden. Es handelt nach Reflexen und Bedürfnissen und schreit nicht, um die Mutter zu ärgern.
Es sollte immer ausgiebig Zeit vorhanden sein, wenn das Baby gepflegt wird. Egal, ob es sich um füttern, baden oder wickeln handelt – die Aktivitäten sollten stets in Ruhe ausgeführt werden. Währenddessen sollte mit dem Kind gesprochen werden, denn dies fördert das Vertrauen.
Wird das Kind größer, sollte sich die Bezugsperson nach dem Kind richten. Möchte das Kind auf den Arm genommen werden und kuscheln, sollte die Mutter diesem Bedürfnis nachgehen. Möchte das Kind lieber spielen und die Welt entdecken, sollte auch dies zugelassen werden. Eine Mutter sollte dies nicht persönlich nehmen. Jedes Kind ist anders und jedes Kind holt sich die Liebe und Nähe auf unterschiedliche Art und Weise.
Das Kleinkind lernt die Welt kennen und entdeckt immer wieder neue Dinge. Es wird mit vielen Spielzeugen auf die Mutter zukommen und möchte dafür Anerkennung. Es ist wichtig, dass sich die Mutter für die Aktivitäten des Kindes interessiert und sich mit dem Kind freut. Hat es ein schönes Bild gemalt, sollte sich die Mutter mit dem Kind freuen und dies auch zeigen. Ausreichend Zeit für das Kind zu nehmen, gehört zu den wichtigsten Dingen, um eine gute Bindung zu fördern.
Wenn die Bindung schwer fällt
Es kommt vor, dass Mütter nur schwer eine Beziehung zu ihrem Kind aufbauen können. Das Baby kann nur sehr schwer an die Mutter herantreten und die Mutter kann die Bedürfnisse des Kindes nicht stillen. Dies ist meist ein Zeichen der sogenannten postpartalen Depression. Diese kann sehr gut behandelt werden, wenn sie frühzeitig erkannt wird. Sollte eine Mutter das Gefühl haben, nicht für ihr Kind da sein zu können oder überfordert zu sein, sollte dies mit einer Hebamme besprochen werden. Es ist sehr wichtig, dass die postpartale Depression frühzeitig behandelt wird, da es sonst zu einer Beeinträchtigung der kindlichen Entwicklung kommen kann.
Mutter-Kind-Kur
Mütter sind oft einer hohen Belastung ausgesetzt. Kindererziehung, Haushalt, Arbeit und die Familie unter einen Hut zu bringen, ist oft schwierig. Oft kommen familiäre oder soziale Probleme dazu, die die Situation für die Mutter unerträglich machen. Auch eine Krankheit kann die Mutter von einem Tag auf den anderen aus der Bahn werfen. Spätestens jetzt ist die Gesundheit der Mutter in Gefahr. Es kommt aber nicht zu körperlichen Krankheiten, denn meist ist es die Seele der Mutter, die leidet. Das Verhältnis zu den Kindern verschlechtert sich und der Mutter geht es zunehmend schlechter. Mütter soll in solchen Situationen geholfen werden, denn nur die wenigsten Frauen kommen alleine wieder aus dieser Situation heraus. Die Gesundheit der Mutter und der Kinder steht an oberster Stelle, weshalb Mutter-Kind-Kuren angeboten werden.
Was ist eine Mutter-Kind-Kur?
Die Mutter-Kind-Kur ist ein dreiwöchiger, stationärer Aufenthalt in einer Klinik oder einem Rehazentrum. Es werden medizinisch erforderliche Maßnahmen getroffen, die der Mutter helfen sollen, ihr psychisches Gleichgewicht wieder herzustellen. Eine Mutter-Kind-Kur ist kein Urlaub. Es sollen Therapien und Anwendungen durchgeführt werden, die einem individuellen Behandlungsplan entsprechen. Ziel dieser Kur ist es, der Mutter praktische und emotionale Entlastung zu bieten. Diesen Weg zu gehen ist oft die einzige Möglichkeit betroffenen Frauen zu helfen. Auf diese Weise kann ein Abstand zur häuslichen Situation erfolgen und die Frauen können sich auf neutralem Boden von der familiären Belastung erholen.
Die Kinder werden in altersgerechten Gruppen betreut. Sollte auch das Kind Hilfe benötigen und es liegt ein entsprechendes ärztliches Attest vor, bekommt auch das Kind die benötigten Therapien und Maßnahmen, um vollständig zu genesen.
Wie lange dauert eine Kur?
Im Normalfall bewilligt die Krankenkasse einen Aufenthalt von drei Wochen. Sollte sich während der Behandlung herausstellen, dass eine Verlängerung der Kur sinnvoll ist, so kann der Antrag gestellt werden. Die Krankenkasse bewilligt in diesem Fall meist eine Verlängerung von einer Woche.
Eine erneute Kur kann nach Ablauf von 4 Jahren wieder beantragt werden. Sollten medizinische Gründe dafür sprechen, dass eine Mutter bereits früher wieder einen Kuraufenthalt benötigt, so kann der Antrag entsprechend früher eingereicht werden. Ob dieser bewilligt wird, entscheidet die Krankenkasse.
Wann ist eine Mutter-Kind-Kur sinnvoll und welche Vorteile hat diese?
Eine Mutter-Kind-Kur kann jederzeit beantragt werden. Ist die emotionale Belastung für die Mutter groß, so sollte sie auf das Angebot der Kur zurückgreifen. Das Alter des Kindes spielt hierbei keine Rolle.
Die Vorteile
Die Vorteile liegen klar auf der Hand und jede Mutter sollte diese kennen.
- Abstand von der belastenden Situation
- Kinder können mit und werden betreut
- langfristige Genesung ist das Ziel
- Kosten werden von der Krankenkasse übernommen
- die Frau kann sich als Mutter wieder wohlfühlen und für ihre Kinder da sein
Was sind die Voraussetzungen für die Kur?
Eine Mutter-Kind-Kur ist immer eine präventive Maßnahme. Der Aufenthalt sollte ein bestimmtes Ziel haben. Es sollen ernsthafte Gesundheitsschäden vorgebeugt werden bzw. sollten sich bestehende Krankheiten nicht verschlechtern. Natürlich wird auch immer auf die Situation der Kinder geachtet, denn man weiß, dass sich die Gesundheit der Mutter auch auf die Kinder auswirkt.
Ein Rechtsanspruch auf eine Mutter-Kind-Kur besteht, wenn:
- eine Schwächung der Gesundheit zu beobachten ist, die zu einer Krankheit führen könnte
- die Entwicklung des Kindes beeinträchtigt werden könnte
- Krankheiten vermieden werden sollen
- Man Angehörige zu Hause pflegt
- eine Krankheit geheilt oder zumindest verbessert werden soll
Jede Mutter, die in Deutschland lebt und krankenversichert ist, kann bei der zuständigen Krankenkasse einen Antrag auf Mutter-Kind-Kur einreichen. Jedoch muss ein Arzt ein entsprechendes Attest schreiben, das der Krankenkasse vorgelegt werden muss. Folgende Symptome können ein Anzeichen für eine hohe psychische Belastung sein:
- Schlafstörungen und Müdigkeit
- Schmerzen, vor allem Rückenschmerzen und Bauchschmerzen
- Stimmungsschwankungen und Gereiztheit
- Schwere körperliche Erkrankungen
Nimmt eine Frau diese Symptome wahr, ist es ratsam, schnell einen Arzt aufzusuchen. Die Symptome können sich binnen weniger Wochen verschlechtern, sodass die Frau aufgrund der Überforderung mit der Situation gar nicht mehr klar kommt. Es muss dringend Abhilfe geschaffen werden.
Welche Kurse / Therapien / Behandlungen werden angeboten?
Eine Mutter-Kind-Kur ist niemals mit einem Urlaub zu vergleichen. Mutter und Kind sollen zwar eine entsprechende Auszeit bekommen, aber auch die verordneten Therapien wahrnehmen. Zu Beginn der Kur wird ein ausführliches Gespräch mit einem Arzt stattfinden. Auch Psychologen sind bei diesem Gespräch anwesend. Anschließend wird ein genauer Behandlungsplan für die Mutter und auch das Kind erstellt. Es handelt sich hierbei um medizinische Maßnahme und psychosoziale Beratungen.
Medizinische Maßnahmen:
- Medikamente werden verschrieben
- Physiotherapie
- Heilgymnastik
- Heilbäder
- Entspannungsübungen
Psychosoziale Beratungen:
- Umgang mit der Krankheit
- Entspannung
- Ernährung
- Haushaltsführung
- Stärkung des Selbstwertgefühls
Psychosoziale Beratungen werden stets von geschulte Sozialpädagogen oder Psychologen und Therapeuten durchgeführt. Die Mutter wird nach dem ganzheitlichen Ansatz betrachtet. Dies bedeutet, dass auch psychische und soziale Belastungen miteinbezogen und nicht nur körperliche Leiden gesehen werden. Das Ziel der Kur soll es sein, dass sich die Mutter auch nach der Therapie wohlfühlen kann. Sie erlernt Techniken, die sie mit in den Alltag nehmen kann, um mit hohen Belastungssituationen fertig zu werden.